Verhaltensmuster und Fähigkeiten des Menschen lassen sich in bestimmten Gehirnregionen lokalisieren. Unser größtes Potential an Kreativität, Mitgefühl, Intuition und Genie steckt in den derzeit wenig genutzten Stirnlappen des Neocortex — die aber mit einfachen Mitteln aktiviert werden können.
Das menschliche Gehirn kann als ein Zusammenschluss dreier Gehirne gesehen werden: Den Kern oder Stamm bildet das sogenannte Reptiliengehirn. Darauf sitzt das Säugetiergehirn (= limbisches System), welches zusammen mit dem erstgenannten vom Primatengehirn und den Stirnlappen des Neocortex umschlossen wird. Als Teil des limbischen Systems spielt die Amygdala eine besondere Rolle, deren Funktion und Beeinflussbarkeit der Verhaltens– und Gehirnforscher Dr. T.D.A. Lingo in seinem Dormant Brain Research Lab intensiv erforscht hat. Ein kurzer Überblick über die Funktionsweisen der drei Gehirnbereiche verdeutlicht den Nutzen, den der bewusste Umgang mit der Amygdala bringen kann.
Das emotionslose Reptiliengehirn entspricht dem der Schlangen und anderer Reptilien; es reguliert die primitiven Funktionen unseres Körpers, wie Selbstverteidigungs– und Angriffsmechanismen. Seine “Philosophie” ist 100% Wettbewerb. Das Säugetiergehirn bildet die Basis für Emotionen, soziales Verhalten und die Sorge um den Nachwuchs. Da die Anlagen des Reptiliengehirns aber auch hier vorhanden sind, bewegt sich die Motivation des Säugetiergehirns ständig zwischen Wettbewerb und Kooperation. Wie der Name vermuten lässt, gleicht unser Primatengehirn dem der Primaten, z.B. der Schimpansen, allerdings verfügen wir außerdem über die bereits erwähnten Stirnlappen, die uns erlauben, komplexe Dinge wie Sprache, Musik, verfeinerte motorische Fähigkeiten, Voraussicht und abstrakte Ideen zu entwickeln. Die Stirnlappen denken 100% kooperativ.
Wenn wir die Funktion der Amygdala betrachten, sehen wir, dass es sich hier regelrecht um einen Schalter handelt, der entweder die reptilische “Flucht oder Kampf”-Reaktion hervorruft oder die Frontallappen aktiviert und somit Spaß, Freude und intuitive Intelligenz — je nachdem, welche Seite stimuliert wird. Eine rückwärtige Stimulation der Amygdala aktiviert das Reptiliengehirn und verursacht Unwohlsein, Paranoia, Angst, Wut und emotionalen Schmerz. Die Stimulation ihrer Vorderseite aktiviert die Stirnlappen und erzeugt Harmonie, Einheit und Transzendenz.
Die Amygdala kitzeln Der Clou: Jeder Mensch kann die Amygdala eigenständig mit Hilfe seiner Vorstellungskraft jederzeit so stimulieren, dass sie die Stirnlappen aktiviert. Es geht ganz einfach: Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine Feder, die bis in den Kopf hineinreicht und so den vorderen Bereich sowohl der linken als auch der rechten Amygdala kitzelt. Diese simple Imagination verschiebt sofort die neurochemische Aktivität nach vorn, zu den bis dato “schlafenden” Stirnlappen und führt die bereits beschriebenen positiven Effekte herbei. Das funktioniert auch in Stresssituationen, in denen unsere automatische Reaktion in der Regel die Aktivierung des Reptiliengehirns ist. Legen Sie den Schalter nach vorne um — Sie werden den Unterschied augenblicklich spüren.
Solange unser Arsenal an reptiliengehirnaktivierenden Traumata aus Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter voll bestückt ist, bleibt die so erreichte Aktivierung der Stirnlappen zunächst temporär. Mit fortschreitender Vorwärts-Betätigung des Schalters Amygdala und einigen weiteren Methoden des Aufräumens, wie sie Lingo und auch sein Assistent Neil Slade in ihren Büchern beschreiben, ist der Weg zur vollen Entfaltung Ihres Potentials jedoch gar nicht so beschwerlich.
Artikel zuerst erschienen im EnvedaMagazin